Stichwort: beruflicher Hautschutz

Was bedeutet beruflicher Hautschutz?

Am Arbeitsplatz können bei Gefährdung der Haut Maßnahmen zum Hautschutz erforderlich werden. Der persönliche Hautschutz im Betrieb setzt sich aus drei Komponenten zusammen, die eng miteinander verbundenen sind, nämlich:

Hautschutz (Schutzcremes, vor und während der Arbeit anzuwenden)
Hautreinigung (Reinigungsmittel, je nach Verschmutzungsgrad)
Hautpflege (Pflegecremes, nach der Arbeit bzw. Reinigung der Haut anzuwenden)

Wie wirken Hautschutzmittel?

Wichtig ist es, je nach Arbeitsstoff – zu unterscheiden ist zwischen nicht-wassermischbaren, wassermischbaren und wechselnden Arbeitsstoffen - das geeignete Produkt zu verwenden. Die Wirkweise von Hautschutzmitteln ist vielschichtig. Sie können zum einen eine schwer durchdringbare Schicht für entsprechende Arbeitsstoffe bilden (das sind die sog. „barrier creams“), zum anderen können sie sich in die Hornschicht einlagern und dort eine Schutzwirkung durch Sättigung mit schützenden Substanzen entfalten. Andere Stoffe wiederum schützen die Haut, indem sie sich mit Eiweißstoffen der Hornschicht verbinden und damit die Festigkeit der äußersten Hautschicht erhöhen.

Die Wirksamkeit eines Hautschutzmittels wird nicht nur durch die einzelnen Inhaltsstoffe bestimmt, sondern vor allem auch durch die Darreichungsform der Gesamtrezeptur, denn diese bestimmt in hohem Maße das Einziehverhalten. Da Hautschutzmittel nur dann flächendeckend ihren Zweck erfüllen können, wenn sie kosmetisch akzeptiert werden und die Arbeit nicht behindern, ist neben der Gesamtformulierung ein angenehmer Geruch und gute Handhabbarkeit des Produkts von großer Bedeutung.

Das Eincremen muss sehr sorgfältig und umfassend erfolgen. Gerade „versteckte“ Hautareale (z.B. Handseiten, Fingerzwischenräume, Nagelbett, Nagelfalz) sollten vollständig versorgt werden. Um eine optimale Schutzwirkung zu gewährleisten, sind die Hautschutzpräparate vor Aufnahme der Tätigkeit, nach mechanischer Belastung und nach jeder Hautreinigung anzuwenden.

Welches ist das richtige Hautschutzmittel….

… bei der Verwendung nicht-wassermischbarer Arbeitsstoffe?

Präparate zum Schutz gegen nicht-wassermischbare Arbeitsstoffe (z.B. Öle, Fette, nicht-wassermischbare Kühlschmierstoffe, bestimmte Lösungsmittel) sollen verhindern, dass aus den Zwischenzellräumen der Hornschicht Fettstoffe (Lipide) herauslöst werden und die Arbeitsstoffe damit in tiefe Hautschichten eindringen können.


Diese Präparate sind fettarm oder fettfrei und haben meist eine wasserlösliche Grundlage vom Typ Öl-in-Wasser (im Fachjargon: Dispersionstyp O/W). Die verwendeten Emulgatoren – das sind Substanzen, die eingesetzt werden, um zwei eigentlich nicht mischbare Stoffe miteinander zu verbinden – müssen eine hohe Polarität und geringe Fettlöslichkeit aufweisen.

… bei der Verwendung wassermischbarer Arbeitsstoffe?

Bei Kontakt mit wassermischbaren Arbeitsstoffen (wassermischbare Kühlschmierstoffe, Salzlösungen, wässrige Reinigungsmittel, verdünnte Säuren und Laugen sowie Baustoffe wie Kalk und Zement) werden vor allem stark wasserabweisende Präparate mit hohen Fettanteilen verwendet. Sie verhindern das Aufquellen der Hornschicht und das damit verbundene Auswaschen feuchtigkeitsbindender Stoffe. Auch das Herauslösen von Fettstoffen aus der Hornschicht (z.B. durch waschaktive Substanzen oder Emulgatoren) wird reduziert. Neben klassischen Wasser-in-Öl-Grundlagen (W/O) werden auch Emulsionen vom Typ O/W/O und O/W eingesetzt, die als Schutzkomponenten oft Kohlenwasserstoffgemische wie medizinisches Weißöl oder Vaseline enthalten und bei entsprechender Aufbereitung einen wasserresistenten Schutzfilm auf der Haut bilden.

… bei der Verwendung wechselnder Arbeitsstoffe?

Für Berufsgruppen, die mit wechselnden Arbeitsstoffen in Kontakt kommen, werden spezielle Hautschutzmittel angeboten. Diese sind zwar in allen Bereichen, d.h. sowohl gegen wassermischbare als auch nicht-wassermischbare Arbeitsstoffe einsetzbar, können aber im Vergleich zu gezielt wirkenden Hautschutzpräparaten eine geringere Wirksamkeit aufweisen. Grundlage für diese Präparate sind O/W-Emulsionen mit oft sehr hohem Feststoffanteil. Bei den beigemischten Feststoffen handelt es sich um „adstringierende“, d.h. zusammenziehende Substanzen wie Zinkoxid oder Gerbstoffe, aber auch Wachse und wachsähnliche Stoffe (Bienenwachs, langkettige Fettsäuren, Fettalkohole) werden eingesetzt.

Welche beruflichen Hauterkrankungen gibt es?

  • Abnutzungsekzem (kumulativ-toxisches Ekzem)

Mit einem Anteil von etwa 40 % ist das Abnutzungsekzem - auch kumulativ-toxisches Ekzem genannt - die weitaus häufigste berufliche Hauterkrankung. Voraussetzung für die Entstehung ist ein wiederholter, oft jahrelang anhaltender Hautkontakt mit Arbeitsstoffen in nicht akut toxischen Konzentrationen. Eine typische Ursache für diese Ekzemform kann der ständige Umgang mit wässrigen Arbeitsstoffen (Reinigungsmittel, Desinfektionsmittel, Handreiniger) ohne entsprechenden Hautschutz sein. Die ausgelösten zellulären, entzündlichen Reaktionen stören zunehmend die Barrierefunktion der Haut und bauen sich nach und nach zum Vollbild des Ekzems mit Juckreiz, Rötung und Schuppung verschiedensten Grades auf.

  • Akut toxisches Ekzem

Seltener als das Abnutzungsekzem ist das akut-toxische Ekzem, bei dem toxische Schadstoffkonzentrationen bereits nach einmaligem Kontakt eine unmittelbare Reaktion (z.B. Blasenbildung) verursachen. Hierzu sind beispielsweise Hautkontakte mit Säuren, Laugen, Oxidationsmitteln oder extrem entfettenden Mitteln zu zählen.

  • Allergisches Kontaktekzem

Eine gewisse Rolle spielt weiterhin das allergische Kontaktekzem. Bei dieser Krankheitsform ist die Hautreaktion auf Arbeitsstoffe allergischen Ursprungs. Voraussetzung für das Auftreten eines Ekzems ist die Herstellung einer erhöhten Empfindlichkeit (Sensibilisierung) des Organismus durch vorausgegangene Hautkontakte mit dem allergieverursachenden Stoff. Die Sensibilisierung fällt umso stärker aus, je höher das allergieauslösende Potential des Stoffes ist, je länger und häufiger der Kontakt stattfand und je höheren Konzentrationen des verursachenden Stoffes man ausgesetzt war. Wie bei allen allergischen Erkrankungen spielt auch hier die individuelle Veranlagung eine Rolle.

Die Schädigung der Hautbarriere (z.B. kumulativ-toxisches Ekzem und Vorstufen) erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Sensibilisierung (2-Phasen-Ekzem). Es wirken bereits Konzentrationen als allergen, die geringer sind als nach Allergentests auf gesunder Haut. Beim allergischen Kontaktekzem ist nach Abheilung eine Belastbarkeit der Haut mit der auslösenden Substanz nicht mehr gegeben.

Autoren: Dr. Wolfgang Pittermann, Düsseldorf und Dr. Olaf Munz, Sinsheim, im Auftrag der Fachgruppe Dermokosmetik der Gesellschaft für Dermopharmazie e.V.

Stand: November 2009

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